Nach Herzereignissen oder bei Herzsymptomen ist Angst verständlich. Sie soll schützen – kann aber, wenn sie zu stark oder zu häufig wird, den Alltag einschränken. Der Weg heraus beginnt mit Verständnis und kleinen, gut dosierten Schritten.
Was ist „Herzangst“?
Viele Betroffene beobachten Herzschlag, Blutdruck und Körperempfindungen besonders aufmerksam. Jede Veränderung wird schnell als Gefahr gewertet – Herzklopfen = „etwas stimmt nicht“. Die Folge: mehr Anspannung, schnellere Atmung, stärkerer Puls. So entsteht ein Kreislauf, der die Angst füttert.
Der Kreislauf der Herzangst – kurz erklärt
- Wahrnehmung: Herzstolpern, Druckgefühl, schneller Puls.
- Bewertung: „Das ist gefährlich!“
- Reaktion: Angst, Adrenalin, Vermeidung oder ständiges Kontrollieren.
- Bestätigung: „Ich spüre es – also muss es schlimm sein.“
Was kurzfristig beruhigt (z. B. Anstrengung meiden, wiederholt messen), kann die Angst langfristig stabil halten.
Sechs Wege aus der Herzangst
Ruhiger, längerer Ausatem (z. B. 4 Sekunden ein, 6–8 Sekunden aus) senkt Anspannung. Spüren Sie Kontaktpunkte zum Boden/Stuhl („Bodenanker“), um Aufmerksamkeit aus dem Kopf in den Körper zu lenken – ohne zu prüfen, ob „alles normal“ ist.
Dosierte Rückkehr zu Situationen, die Herzklopfen auslösen (z. B. zügiges Gehen für 2–3 Minuten). Ziel: den sicheren Verlauf erleben und Sicherheitsverhalten (z. B. ständiges Messen) schrittweise reduzieren.
Kleine Tests widerlegen Katastrophen-Gedanken. Beispiel: „Wenn ich eine Treppe steige, kippe ich um.“ – Experiment: langsam eine Etage, Atem regulieren, Ergebnis beobachten und notieren.
Viele Empfindungen sind harmlos (z. B. gelegentliche Extraschläge, Herzrasen bei Anspannung). Verstehen, warum der Körper so reagiert, nimmt Bedrohung – und erleichtert Schritt 2.
Stufenplan statt „ganz oder gar nicht“: 3–4 kurze, gut verträgliche Aktivitäten pro Woche, langsam steigern. Wichtig: Ruhetage und Erholung mitplanen.
Alternativen prüfen: „Was spricht für eine harmlose Erklärung?“, „Was habe ich bisher erlebt?“, „Was wäre ein hilfreicher Wenn‑dann‑Plan?“
Rückfälle gehören dazu
Angst verläuft in Wellen. Ein „Rückfall“ bedeutet nicht, dass nichts funktioniert – er ist eine Einladung, die Schritte anzupassen und weiter zu üben. Selbstmitgefühl ist hier wirksamer als Druck.
Wann ist Psychotherapie sinnvoll?
- Wenn Angst und Vermeidung den Alltag deutlich einschränken.
- Wenn medizinisch alles abgeklärt ist, die Sorge aber bleibt.
- Wenn Sie Begleitung für Exposition, Pacing und den Umgang mit Angstgedanken wünschen.
In meiner Arbeit (Psychokardiologie, Teltow/nahe Berlin) verbinden wir Psychoedukation mit verhaltenstherapeutischen Strategien – transparent, strukturiert und in Ihrem Tempo.